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Die Corona-Zeit verleitete viele Menschen dazu, sich ein Haustier anzuschaffen. Was mit Beginn der Pandemie noch so positiv schien, endet nun in komplett überfüllten Tierheimen. Jetzt, wo Urlaube wieder möglich sind, scheint Reisen nach Lust und Laune für viele doch wichtiger zu sein als das Haustier. 

Tiere, die als Zeitvertreib und zum Trost gegen die Einsamkeit angeschafft wurden, stehen der Flexibilität nun im Wege. Verantwortungsbewusstsein? Fehlanzeige!  

Nach Angaben des Tierschutzbundes wurden 2020 10,7 Millionen Hunde in Deutschland gehalten. 2020 (während Corona) habe es bei den Hunden eine Zunahme von rund 600.000 Tieren im Vergleich zu 2019 gegeben. Nach Angaben des Industrieverbandes Heimtierbedarf wurden 2020 im Vergleich zum Vorjahr außerdem eine Million mehr Katzen angeschafft. Es kam zu einem regelrechten Ansturm an Vermittlungsanfragen, der von Tierheimen und Züchtern kaum gedeckt werden konnte. Einige hatten es zu dieser Zeit besonders eilig, weshalb der illegale Handel mit Welpen ordentlich angekurbelt wurde. Laut Aussagen der Tierheime stammen aus diesem Grund sehr viele der wieder abgegebenen Tiere aus dem Ausland. Bei dem Großteil der abgeschobenen Hunde handelt es sich um junge Hunde im Alter zwischen 1–2 Jahren, die als Welpen angeschafft wurden.  

An die Erziehung wurde nicht gedacht

Als wäre das alles noch nicht genug, weisen gerade diese Hunde auffallend häufig Verhaltensauffälligkeiten auf. Doch wie könnte es anders sein? Hundeschulen waren während der Corona-Zeit ebenfalls geschlossen, und die Besitzer beschäftigten sich nicht ausreichend mit der Erziehung der Vierbeiner. Angeschafft wurden diese schließlich als netter Zeitvertreib und nicht mit dem Gedanken, hier ein Familienmitglied für eine Lebenszeit von 15 Jahren adoptiert zu haben. Traurig, aber wahr, wie es die aktuelle Situation in den Tierheimen nun bestätigt.

Haustiere wurden als reine Projekte und zum Zeitvertreib zwischendurch angeschafft und werden jetzt zum Ende der Pandemie hin lieblos abgeschoben. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov (April 2022) bereut wohl ein Fünftel die Anschaffung ihres Haustiers während Corona. Langfristig Verantwortung übernehmen? Leider nein. Tierheime haben mittlerweile ihre Belegungsgrenzen erreicht und platzen aus allen Nähten, das furchtbare Ende einer schönen Geschichte. Viele Tierheime rechnen auch jetzt noch mit vielen weiteren Abgabetieren, die nach dem tatsächlichen Ende der Pandemie und zu Beginn der Urlaubszeit folgen werden.  

Haustiere sind Familienmitglieder!

Bei Tierfreunden fehlt jegliches Verständnis für diese Abgabewelle – sind Tiere doch eigentlich Familienmitglieder, die in jeder Hinsicht eine echte Bereicherung darstellen. Wer Pflichtbewusstsein zeigt und Verantwortung übernimmt, darf sich über wundervolle Jahre freuen und mindestens doppelt so viel Glück erfahren wie ohne vierbeinigen Freund. Am Ende zählen auch in diesem Fall die menschlichen Werte, die die einen haben und die anderen leider nicht.